Mittwoch, 12. September 2012

Kinder leiden unter Leistungsabbau der Krankenkassen

Trotz prall gefüllter Konten: Krankenkassen bauen zunehmend Leistungen ab. Auch kranke oder verletzte Kinder sind davon betroffen: Innovative und kindgerechte minimal-invasive Eingriffe werden oft nicht angemessen vergütet, ein Aufnahmetag vor einer Operation soll nur in schweren Fällen möglich sein. „Die verschärften Einsparungen können zu Leistungseinschränkungen und Sicherheitslücken bei der medizinischen Versorgung von Kindern im Krankenhaus führen“, mahnt Professor Dr. med. Jörg Fuchs, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).

Etwa 500 000 Operationen führen Ärzte hierzulande jedes Jahr an Kindern durch. Oft ist dafür ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Doch diese Behandlungen sind zeit- und kostenintensiv. Denn die Häuser müssen eigens angefertigte, miniaturisierte High-Tech-Instrumente vorhalten und auch das Team von Anästhesisten, Intensivmedizinern, Pflegekräften, Sozialpädagogen und Kinderchirurgen muss auf Kinder spezialisiert sein. Auch fordert der Umgang mit den Kleinsten und ihren Eltern mehr Zeit, Geduld und Fürsorge als mit den meisten erwachsenen Patienten. “Für Kinder ist die Klinik oft fremd und sie müssen sich darauf zunächst einstellen. Was Erwachsene rational verstehen und nachvollziehen, ängstigt und überfordert sie mitunter“ erläutert Professor Dr. med. Stuart Hosie, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie des Städtischen Klinikums in München. „Eine kindgerechte Therapie in einem spezialisierten Zentrum bedeutet ein Mehr an Aufwand gegenüber der Behandlung von Erwachsenen.“ Da Krankenkassen diesen Mehraufwand in der Regel nicht extra vergüten, sondern meist in allgemeinen Fallpauschalen, sogenannten DRGs, abrechnen, schreiben schon heute viele Kinderkrankenhäuser Rote Zahlen.

Nach den Plänen der Krankenkassen wird sich die Situation voraussichtlich weiter verschärfen. So garantieren die Kassen eine Kostenübernahme für den präoperativen Tag für Kinder im Krankenhaus nur noch in schwersten medizinischen Fällen. Bisher diente der stationäre Tag vor dem Eingriff der kindgerechten und umfassenden Vorbereitung von Kindern auf größere Operationen. Ärzte konnten so auch Sicherheitsrisiken ausschließen, etwa die Frage, ob die kleinen Patienten auch wirklich nüchtern sind.


Auch medizinischen Fortschritt in Form neuer, schonender
Behandlungsmethoden unterstützen die Kassen nicht ohne Weiteres: Verkürzt sich durch moderne Verfahren wie etwa Schlüsselloch-Chirurgie der Krankenhausaufenthalt gegenüber den herkömmlichen, offenen Eingriffen, gibt es Abzüge bei der Fallpauschale. „Daher können Kinderkrankenhäuser kaum kostendeckend arbeiten“, erklärt Professor Hosie. Eine unbe-friedigende Situation für alle: „Durch das Spardiktat der Kassen werden wir quasi vor die Entscheidung gestellt, ob wir defizitär arbeiten wollen, oder in Kauf nehmen, dass Kinder nicht die bestmögliche Versorgung erhalten.“

Quelle: idw-online

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