Donnerstag, 30. August 2012

Schon leichter seelischer Stress kann das Leben verkürzen.


Seelische Nöte gefährden die Gesundheit weit stärker als bisher bekannt. Selbst mäßige Probleme, die noch keiner Krankheit entsprechen, steigern das Sterberisiko deutlich um 20 Prozent, wie eine große britische Studie zeigt. Demnach schlagen Angst, Unzufriedenheit oder Schwermut auf Dauer auf das Herz-Kreislauf-System. Dass bereits leichte seelische Probleme die körperliche Gesundheit in Mitleidenschaft ziehen, so die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), belegen nun erstmals Daten einer Übersichtsstudie. Die DGPM rät daher, auch leichte Symptome von psychischem Stress ernst zu nehmen und auf das eigene seelische Wohl zu achten.
Dass psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen die Gefahr von Herzproblemen und anderen Erkrankungen deutlich steigern, wissen Ärzte seit Jahren. Ob und in welchem Maße aber auch leichtere seelische Probleme auf die körperliche Gesundheit schlagen, war bislang wenig erforscht. Um dies zu klären, analysierten Mediziner um Tom Russ vom Murray Royal Hospital im schottischen Perth zehn Studien mit insgesamt über 68 000 Teilnehmern im Alter ab 35 Jahren. Bei allen Personen, die zu Beginn der jeweiligen Studie weitgehend gesund waren, wurde das seelische Befinden untersucht.

Im Laufe der folgenden acht Jahre starben rund 8400 Teilnehmer. Die Analyse der Daten zeigt, dass schon mäßig ausgeprägte seelische Probleme mit einem erhöhten Sterberisiko einhergingen. Und die Gefahr stieg mit zunehmender psychischer Last: Unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, Alter, Geschlecht, Alkohol- und Tabakgenuss der Studienteilnehmer steigerte bereits eine mäßige Belastung das Sterberisiko um etwa 20 Prozent. Die Gefahr, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, war hier sogar um 29 Prozent erhöht, wie die Forscher im „British Medical Journal“ berichten. Auf die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, wirkten sich mäßige Probleme dagegen nicht aus. Bei stark gestressten krebskranken Menschen war dieses Risiko allerdings um 41 Prozent gesteigert.

Die Forscher erklären die erhöhte Sterberate mit verschiedenen Mechanismen. So könne sich seelischer Stress direkt auf die Herztätigkeit auswirken und selbst bei scheinbar gesunden Menschen einen Infarkt begünstigen. Zudem stimuliere eine solche Belastung die Bildung entzündungsfördernder Stoffe wie etwa C-reaktives Protein (CRP), Interleukin-6 (IL 6) oder Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α). Dass akuter Stress auch die Methylierung der Erbsubstanz und damit die Aktivität von Genen beeinflusst, konnten Forscher kürzlich im Fachblatt „Translational Psychiatry” nachweisen. Ferner beeinflussen psychische Probleme auch die Lebensführung, etwa wenn Betroffene rauchen, viel Alkohol trinken oder sich wenig bewegen.
Quelle: idw-online

Mittwoch, 29. August 2012

Sprunghafter Anstieg von Herz-Kreislauf-Krankheiten nach japanischem Erdbeben

Das große japanische Erdbeben vom 11. März 2011 (Stärke 9 auf der Richter-Skala) führte in der Bevölkerung der betroffenen Region zu einem sprunghaften Anstieg von Herz-Kreislauf-Krankheiten. So stieg die Zahl der Krankheitsfälle pro Woche innerhalb weniger Tage bei Herzschwäche von rund 20 auf über 60, bei Akutem Koronarsyndrom (einschließlich instabiler Angina Pectoris und akutem Herzinfarkt) von 3 auf 25, bei Schlaganfällen von rund 70 auf rund 110, bei Herz-Lungen-Stillstand von rund 40 auf 80 und bei Lungenentzündungen – einem bekannten Risikofaktor für Herzschwäche – von rund 40 auf 90. Das sind die Ergebnisse einer soeben im „European Heart Journal“ veröffentlichten Studie, die auf dem Europäischen Kardiologenkongress in München vorgestellt wurde. 

Die Forschergrupppe um Prof. Dr. Hiroaki Shimokawa (Tohoku Universität, Japan) hatte die Rettungsdienst-Protokolle im Bezirk Miyagi von 11. Februar bis 30. Juni ausgewertet.
Nach dem großen Erdbeben gab es über sechs Wochen noch eine Reihe von Nachbeben, und der zweite Krankheitsgipfel bei Schlaganfällen und Herz-Lungen-Stillstand wurde kurz nach dem stärksten Nachbeben (Stärke 7 am 7. April 2011) verzeichnet. „Alles in allem“, so Prof. Shimokawa, „gehen wir davon aus, dass das aktivierte sympathische Nervensystem, in der Folge der gestiegene Blutdruck, das zunehmende Auftreten von Rhythmusstörungen mit Auswirkungen auf vorbestehende Erkrankungen, Infektionen und die unterbrochene Medikamenten-Einnahme wesentliche Faktoren der Anstiege der Herz-Kreislauf-Krankheitsfälle sind. All dies ist unabhängig von Alter und Geschlecht.“


Quelle: Idw-online

Mittwoch, 22. August 2012

Das Gedächtnis für Musik bleibt erhalten

Die Arbeitsgruppe um Prof. Christoph Ploner, Leiter der Klinik für Neurologie am Campus Virchow-Klinikum, untersuchte einen professionellen Cellisten, der eine durch das Herpes-Virus verursachte Gehirnentzündung erlitten hatte. In Folge dieser Entzündung entwickelte der Patient eine schwere Gedächtnisstörung. Diese betraf sowohl sein Altgedächtnis (retrograde Amnesie) als auch die Abspeicherung von neuen Informationen (anterograde Amnesie). Während der Patient über keine Ereignisse aus seinem privaten oder professionellen Leben berichten und sich nicht an Verwandte und Freunde erinnern konnte, verfügte er jedoch über ein völlig intaktes Gedächtnis für Musik. Darüber hinaus besaß er weiterhin die Fähigkeit, Noten zu lesen und Cello zu spielen.

Zur systematischen Untersuchung seines Musikgedächtnisses entwickelten Dr. Carsten Finke, Nazli Esfahani und Prof. Christoph Ploner verschiedene Aufgaben, die den Beginn seiner Amnesie berücksichtigten. Im Vergleich mit Amateurmusikern und mit professionellen Musikern der Berliner Philharmoniker zeigte der Patient in allen Aufgaben ein normales Gedächtnis für Musik. Er konnte sich nicht nur an Musikstücke aus der Vergangenheit erinnern, sondern auch neue, ihm unbekannte Musik dauerhaft speichern. "Die Befunde legen nahe, dass das Musikgedächtnis zumindest teilweise unabhängig vom sogenannten Hippokampus, einer Struktur im Gehirn, die Gedächtnisinhalte speichert, organisiert ist", sagt Dr. Finke, der Erstautor der Studie. "Möglicherweise hat die enorme Bedeutung von Musik zu allen Zeiten und in allen Kulturen zu der Entwicklung eines eigenständigen musikalischen Gedächtnisses beigetragen."

Dr. Carsten Finke und seine Kollegen hoffen, dass ein intaktes musikalisches Gedächtnis bei Patienten mit Amnesie genutzt werden kann, um das Gedächtnis auch für andere Inhalte zu stimulieren. So könnte vielleicht eine bestimme Melodie mit einer Alltagsaufgabe, beispielsweiser einer Tabletteneinnahme oder einer Person, verknüpft werden.

Quelle: idw-online.de

Pflegedienste handeln mit häuslichen Intensivpflegepatienten.


Mainz - Nach Informationen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ werden Intensivpflegepatienten im häuslichen Bereich in einer Preisspanne von 40 bis 60.000 Euro zwischen Pflegediensten gehandelt.


Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach "Auf mich macht das den Eindruck eines verdeckten Menschenhandels", Patientenbeauftragter Wolfgang Zöller bezeichnet die Vorgänge als "unethisch" und "unmoralisch"

Samstag, 18. August 2012

Stiftung Deutsche Depressionshilfe zu Depression und Suizidalität: Die neun häufigsten Fehlannahmen, Missverständnisse und Irrtümer

Die Presseinfo des AOK-Bundesverbandes vom 16.8.2012 in Verbindung mit dem Fehlzeitenreport 2012 geht von einer Zunahme der Zahl psychischer Erkrankungen aus und bringt dies in Verbindung mit Veränderungen in den Arbeitsbedingungen. Ähnlich werden in öffentlichen Berichterstattungen und Diskussionen Zusammenhänge zwischen einer vermuteten Zunahme von Burnout und Depression einerseits und soziokulturellen Veränderungen andererseits diskutiert. Oft basieren diese Diskussionen jedoch auf falschen, einseitigen oder nicht belegten Annahmen. Einige der Fehlannahmen tragen zur Stigmatisierung depressiv Erkrankter bei, vergrößern die Behandlungsdefizite und verlängern das Leiden der Betroffenen.
Im Folgenden werden die neun häufigsten Fehlannahmen genannt:

1) Immer mehr Menschen erkranken an Depressionen?
Die in den letzten Jahren verstärkte Medienberichterstattung über depressiv Erkrankte sowie die Statistiken der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger mit Zunahme an Arbeitsunfähigkeitstagen und Frühberentungen wegen Depression erwecken den Eindruck, dass Depressionen deutlich häufiger werden. Der aktuelle AOK-Fehlzeitenreport nennt als eine Ursache für diese postulierte Häufigkeitszunahme die erhöhten Anforderungen an Flexibilität und Erreichbarkeit in der modernen Arbeitswelt.
Hinter der Zunahme in den Statistiken dürfte jedoch eher die sehr wünschenswerte Entwicklung stehen, dass
- sich mehr Erkrankte professionelle Hilfe holen,
- Ärzte Depressionen besser erkennen und behandeln, und, vermutlich am wichtigsten,
- Depressionen auch Depressionen genannt und nicht hinter weniger negativ besetzten Ausweichdiagnosen wie chronischer Rückenschmerz, Tinnitus, Fibromyalgie, Kopfschmerz, Chronic Fatigue etc. versteckt werden. Der eher Verwirrung stiftende Begriff Burnout ist allerdings neuerdings als Ausweichdiagnose in Mode gekommen. Hierzu wurde anderweitig Stellung genommen (siehe U. Hegerl „Fünf Gründe gegen das Modewort Burnout“).
Für diese Interpretation spricht, dass sich die Zahl der Suizide (Selbsttötungen) in Deutschland seit Anfang der 80er Jahre von ca. 18.000 auf etwas mehr als 10.000 drastisch reduziert hat, vermutlich auch weil mehr depressiv Erkrankte aus ihrer Isolation herausfinden, sich Hilfe holen und eine antidepressive und/oder psychotherapeutische Behandlung erhalten. Heute nehmen sich pro Tag ca. 20 Menschen weniger das Leben als vor 30 Jahren, eine sensationelle Entwicklung und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Erfolg der besseren Betreuung psychisch erkrankter Menschen. Auch bestätigen epidemiologische Längsschnittuntersuchungen in der Allgemeinbevölkerung nicht die oft postulierte Häufigkeitszunahme depressiver Erkrankungen. Depressionen sind und waren häufig, wobei dies heute besser sichtbar wird. Patienten, die früher fälschlicherweise z.B. unter der Diagnose „chronischer Rückenschmerz“ in den Statistiken auftauchten, werden heute als Depression geführt.

2) Arbeit ist häufig Ursache für Depressionen?
Viele Menschen erleben, dass Abläufe im Berufsleben immer straffer und schneller werden. Durch neue Medien wie Smartphone, E-Mails etc. verfolgen uns Arbeitsprobleme bis in die Freizeit und den Urlaub. Ein Gefühl der Atemlosigkeit und „Gestresstsein“ ist vielen vertraut. Deshalb ist die Annahme verständlich, dass es hierdurch zu vermehrten Depressionen kommt. Ob und inwieweit dies tatsächlich zutrifft, ist aber unklar. Hier ist zu bedenken, dass es im Vergleich zu früher in vielen Bereichen strenge und oft auch eingehaltene Arbeitszeitschutzgesetze gibt, die Überforderungen einen Riegel vorschieben. Weiter sind Depressionen bei Berufstätigen keineswegs häufiger als bei anderen Personengruppen und von einer generellen Zunahme depressiver Erkrankungen kann, wie oben ausgeführt, nicht ausgegangen werden. Zudem stellt Arbeit für viele Menschen eher einen Schutzfaktor bezüglich depressiver Erkrankungen dar.

3) Ausschlafen und Urlaubmachen hilft gegen Depression?
Jeder depressiv Erkrankte fühlt sich erschöpft, ausgebrannt. Die große Mehrheit leidet unter hartnäckigen Schlafstörungen, oft mit Erwachen in den frühen Morgenstunden, gefolgt von oft über Stunden gehendem Gedankenkreisen und Grübeln. Dies heißt aber nicht, dass immer eine tatsächliche Überforderung vorausgegangen ist, und noch weniger, dass langer Schlaf oder Urlaub machen sinnvolle Maßnahmen gegen die Depression sind. Im Gegenteil: Jedem depressiv Erkrankten ist dringend von einem Urlaubsantritt abzuraten. Die Depression reist mit, und die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung über den eigenen depressiven Zustand wird in der fremden Umgebung noch intensiver. Auch führt bei vielen Patienten mit Depressionen und manisch-depressiven Erkrankungen langer Schlaf zu einer Verschlechterung der Depression und das Gegenteil, der Schlafentzug, ist eine bestens belegte und sehr wirksame antidepressive Maßnahme, die den Betroffenen in vielen Kliniken routinemäßig angeboten wird. Es kommt durch Wachbleiben in der Nacht, zur Überraschung der Betroffenen, bei etwa 60 % zu einer schlagartigen Besserung der Depression. Diese Besserung hält allerdings nur bis zum nächsten Schlaf, meist bis zur folgenden Nacht, an. Dass die oft bereits seit Monaten bestehende Depression allein durch eine derartige Maßnahme durchbrochen werden kann, vermittelt jedoch oft Hoffnung, auch wenn die Besserung zunächst nur vorübergehend ist.

4) Depression ist keine richtige Erkrankung?
Jeder Mensch kennt Sorgen, Bedrücktheit, das Gefühl der Überforderung, der Erschöpftheit am Morgen, der Trauer und andere völlig gesunde Reaktionen, auf die oft bitteren Umstände des Lebens. Es ist für Nichterkrankte naheliegend, zu vermuten, dass depressiv Erkrankte das Gleiche erleben und entsprechend mit Willenskraft und Selbstdisziplin auch diese unerfreulichen Seiten des Lebens bewältigen sollten. So naheliegend dieser Gedanke ist, so wenig wird er dem Zustand eines schwer depressiv Erkrankten gerecht. Depressionen sind schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankungen, die jeden treffen können. Der hohe Leidensdruck wird unzweideutig dadurch dokumentiert, dass es keine andere Erkrankung gibt, in der so viele Menschen in ihrer Verzweiflung versuchen, sich das Leben zu nehmen. Dem Fachmann ist es gut möglich, ein nachvollziehbares Stimmungstief mit Bedrücktheit oder Trauer von einer behandlungsbedürftigen Depression abzugrenzen. So sind schwer depressiv Erkrankte starr in ihrer Stimmung gefangen und auch durch positive Nachrichten oder Ereignisse nicht auslenkbar. Oft können keine Gefühle, auch keine Trauer mehr wahrgenommen werden. Betroffene berichten, sich innerlich wie tot, wie versteinert zu erleben (Fachausdruck: „Gefühl der Gefühllosigkeit“), sie können nicht weinen und wenn die Tränen wieder fließen, kann dies ein Zeichen der einsetzenden Besserung sein. Auch die Neigung zu Schuldgefühlen („ich bin nur eine Belastung für meine Mitmenschen“, „hätte ich nur nicht alles falsch gemacht“) ist typisch für eine depressive Erkrankung.

5) Depression ist eine nachvollziehbare Reaktion auf die Lebensumstände?
Depressionen können negative Lebensereignisse wie Überforderungen, Verlusterlebnisse, Partnerschaftskonflikte vorausgehen, müssen aber nicht. Nicht selten gehen scheinbar positive Lebensereignisse voraus, wie eine bestandene Prüfung, eine Beförderung, ein Urlaubsantritt. Oft ist auch beim besten Willen kein äußerer Auslöser zu finden. Auch die bei mehr als der Hälfte der depressiv Erkrankten zu beobachtende schlagartige Besserung der Depression durch Schlafentzug (Wachbleiben während der zweiten Nachthälfte) bei unveränderten psychosozialen Problemen, legt Zurückhaltung bei scheinbar naheliegenden psychologischen Interpretationen des depressiven Zustandes nahe.

6) Körperliche Beschwerden führen zu Depression?
Oft kommen depressiv Erkrankte zunächst mit unterschiedlichsten körperlichen Beschwerden wie z.B. Kopf- oder Rückenschmerzen, Ohrgeräuschen oder Globusgefühl im Hals zu ihrem Arzt. Derartige Beschwerden und Erkrankungen können bei Menschen mit einer Veranlagung zu Depressionen durchaus auch als Auslöser für eine Depression fungieren. Häufiger ist aber der umgekehrte Zusammenhang. Durch die Depression bekommen körperliche Beschwerden wie Ohrgeräusche, Rückenbeschwerden etc., die sonst als lästiger aber tolerierbarer Teil des Lebens empfunden werden, die Qualität des Unerträglichen. Sie werden zudem als Ausdruck der Hoffnungslosigkeit der Lebenssituation fehlinterpretiert. Durch die Depression wird jede Empfindung zu einer Missempfindung. Durch eine erfolgreiche Behandlung der Depression verschwinden weder die Ohrgeräusche noch die Rückenschmerzen, sie werden aber wieder erträglich und Teil des insgesamt doch auch genussreichen Lebens.

7) Antidepressiva machen süchtig?
Eine eigene repräsentative Umfrage hat ergeben, dass etwa 80 % der Allgemeinbevölkerung glauben, dass Antidepressiva süchtig machen. Dies ist aber nicht der Fall. Es besteht keine Neigung zur Dosissteigerung und es gibt keinen Drogenschwarzmarkt für Antidepressiva. Antidepressiva machen auch nicht „high“, sondern wirken gezielt gegen die in der Depression gestörten Funktionsabläufe im Gehirn. Suchtgefahr besteht dagegen bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln, z.B. bei Valium-artigen Medikamenten, mit denen Antidepressiva nicht verwechselt werden dürfen.

8) Antidepressiva verändern die Persönlichkeit?
Es ist eine häufige Sorge depressiv Erkrankter, durch die Antidepressiva in ihrer Persönlichkeit verändert zu werden, Autonomie zu verlieren. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Depression führt zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten und wenn es unter der Behandlung mit Antidepressiva zum Abklingen der Depression kommt, so berichtet die große Mehrheit der Betroffenen, sich wieder so zu fühlen, wie sie sich im gesunden Zustand kennen.

9) Suizid (Selbsttötung) ist ein Freitod?
Die Möglichkeit, frei über sich, das eigene Leben und letztendlich auch den eigenen Tod bestimmen zu können, erleben viele Menschen als hohes Gut. Der Freitod als möglicher Ausweg nimmt auch der Vorstellung eines möglichen Lebensendes voller Schmerzen und ohne Würde und Autonomie etwas von ihrem Schrecken. Suizid erfolgt jedoch nur äußerst selten als freibestimmte Entscheidung. Etwa 90 % aller Suizide erfolgen vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. Durch eine krankhaft bedingte völlige Hoffnungslosigkeit in Verbindung mit quälenden, übertriebenen Schuldgefühlen und dem hohen, jede Depression begleitenden Leidensdruck sehen nicht wenig depressiv Erkrankte im Suizid den vermeintlich einzigen Ausweg. Das Tragische hierbei ist, dass oft schon nach einer Behandlung von wenigen Tagen sich die Fähigkeit zur Hoffnung und zur Freude wieder einstellt und die Lebensfreude zurückkehrt. Der Suizid ist fast immer tragische Folge einer nicht optimal behandelten Depression oder anderen psychiatrischen Erkrankung.

Quelle: idw-online

Mittwoch, 15. August 2012

Decken Sie für Wespen einen Tisch mit Weintrauben.


Die Deutsche Wildtier Stiftung rät zur passiven Abwehr der Quälgeister
Die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) heißt nicht etwa so, weil sie besonders böse ist. Vielmehr steht „Gemein“ für „allgemein“! Es ist also von einer Wespenart die Rede, die bei uns in Deutschland besonders weit verbreitet ist. „Wespen sind die ungeliebten Insekten des Hochsommers“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Und obwohl die Gefahr, die von ihnen ausgeht, weit überschätzt wird, geraten viele Menschen in Panik, wenn Wespen im Anflug sind. Wer Wespen nicht zu sich an die Kaffeetafel einladen will, kann vorbeugen. Eva Goris rät, eine halbierte Zitrone mit Gewürznelken zu spicken und zusammen mit einem Sträußchen Basilikum auf den Tisch zu stellen. „Dieses Aroma finden Wespen abstoßend.“ Doch man kann noch einen Schritt weitergehen und einen Extra-Tisch für Wespen decken. „Sie lieben Weintrauben“, sagt die Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Drehen Sie den Spieß um - und laden Sie die Wespen ein! Mit Weintrauben lassen sie sich ablenken und friedlich stimmen.“

Beim Anflug von Wespen sind drei Grundregeln zu beachten: Nicht nach ihnen schlagen, keine hektischen Bewegungen machen, Wespen nicht zerquetschen! Denn auch tote Wespen können noch stechen und ihr Gift einspritzen. Übrigens ist es nicht zu empfehlen, Wespen anzupusten, um sie abzuwehren. Auf das Kohlendioxid in unserem Atem reagieren sie panisch. Für Allergiker sind Wespen allerdings immer gefährlich - sie sollten stets vorsichtig sein!

Wespen haben ein schlechtes Image. „Zu Unrecht“, sagt Goris. „Ihr Nutzen wird nicht gesehen.“ Wer weiß schon, dass Wespen dem Menschen viele Plagegeister vom Leib halten. So schleppen die Arbeiterinnen der Gemeinen Wespe viele tausend Insekten, zum größten Teil Fliegen, Blattläuse und andere Schädlinge, als Nahrung ins Wespennest. Außerdem helfen sie bei der Bestäubung von Blüten und sind bei Vögeln als „Futter“ beliebt. Gerade das Leben der Arbeiterinnen im Wespenstaat ist hart! Sie schleppen unermüdlich Insekten als Nahrung ins Nest, um damit die Larven-Brut zu füttern. Kurz vor ihrem Tod im Herbst wollen die fleißigen Arbeiterinnen mit der berühmten Wespen-Taille etwas Süßes naschen und geraten prompt mit den Menschen in Konflikt. Deshalb fordert die Deutsche Wildtier Stiftung mehr Toleranz und Solidarität mit den Arbeiterinnen.
Quelle: idw-online

Donnerstag, 9. August 2012

Ultraschalluntersuchungen ungeborgener Kinder


Für ungeborene Kinder bestehen keine gesundheitlichen Risiken durch Ultraschalluntersuchungen. Dennoch sollten sie ausschließlich von Experten und zur medizinischen Diagnostik durchgeführt werden – nicht zum sogenannten „Babyfernsehen“. Dies erklären Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin.
Mittels Sonografie können Ärzte Fehlbildungen bei Kindern im Mutterleib immer früher und genauer feststellen oder ausschließen. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge kann jede Frau in Deutschland drei Ultraschalluntersuchungen ihres Babys in Anspruch nehmen. Schwangere fragen dabei häufig, ob und wie viel ihr Baby vom Ultraschall hört, spürt oder ob es dadurch geschädigt werden könnte.

„Ultraschall ist eine Schallwelle, die mechanische Wirkungen und Temperaturerhöhungen in den von ihr durchlaufenen Geweben hervorruft“, erklärt Professor Dr. med. Eberhard Merz, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Dass das Kind den Ultraschall im Mutterleib tatsächlich höre, sei jedoch ausgeschlossen, so der Experte. „Die Frequenzen beim diagnostischen Ultraschall betragen in etwa fünf bis zehn Megahertz. Das sind fünf bis zehn Millionen Schwingungen pro Sekunde“, erläutert Professor Merz. Die Schwelle des menschlichen Gehörs liege aber bei zwanzigtausend Schwingungen pro Sekunde, also mindestens fünfzigfach niedriger.

Der Ultraschall wird bei der Untersuchung allerdings nicht kontinuierlich, sondern in kurzen, rasch aufeinander folgenden Impulsen freigesetzt. Dass die Pulswiederholungsrate zu einem akustischen Phänomen führt, wurde bislang nicht nachgewiesen. „Es gibt bislang keinen unabhängig bestätigten, in hochwertigen Fachzeitschriften publizierten Beweis, dass der Fötus tatsächlich die Pulswiederholungsrate hört, darauf reagiert oder dadurch geschädigt wird“, so Merz.

Auch bestehe kein Risiko, dass es durch die vorgeburtliche Ultraschalluntersuchung zu einer gefährlichen Erwärmung des Feten kommt, sofern die Schwangere nicht Fieber habe. Lediglich bei einer längeren, über mehrere Minuten dauernden, gepulsten Doppleruntersuchung beobachteten Forscher im Tierversuch einen Temperaturanstieg von bis zu vier Grad Celsius. Dieses Verfahren kommt im Rahmen der Schwangerenvorsorge nur dann zum Einsatz, wenn der Ultraschallspezialist Herz und Gefäße des Ungeborenen untersucht. „Diese Untersuchung dauert nur wenige Sekunden“, so Merz. „Dass es dabei zu einer relevanten lokalen Temperaturerhöhung kommt, ist sehr unwahrscheinlich.“ Wärme entsteht beim Ultraschall, wenn die Druckwellen vom Gewebe absorbiert, sprich abgeschwächt, werden.

Insgesamt gibt es derzeit keine Hinweise, dass das Ungeborene durch eine Ultraschalluntersuchung in irgendeiner Weise geschädigt wird. Dennoch: „Vorsicht ist das oberste Gebot in der Medizin“, erklärt Merz. In der Diagnostik gelte das sogenannte ALARA-Prinzip („as low as reasonably achievable“): so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Für Professor Merz bedeutet dies: „Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft sollten nur von Ärzten mit entsprechender Aus- und Weiterbildung und nur dann durchgeführt werden, wenn sie wirklich notwendig sind. Die DEGUM spricht sich ausdrücklich gegen alleinige Ultraschalluntersuchungen aus, die nur zum Zwecke des „Babyfernsehens“ auf Wunsch der Eltern durchgeführt werden.

Mittwoch, 8. August 2012

Alternativmedizin-News Akupunktur, TCM, Homöopathie: Übelkeit während der Schwangerschaft.

Alternativmedizin-News Akupunktur, TCM, Homöopathie: Übelkeit während der Schwangerschaft.: Etwa 75 % der Frauen leiden, lt. Statistiken, unter einer Form der morgendlichen Übelkeit, diese kann von leichter Übelkeit bis zum Erbreche...

Übelkeit während der Schwangerschaft.

Etwa 75 % der Frauen leiden, lt. Statistiken, unter einer Form der morgendlichen Übelkeit, diese kann von leichter Übelkeit bis zum Erbrechen reichen.
Oft beginnt die Übelkeit in der vierten bis sechsten Schwangerschaftswoche und klingt im allgemeinen in der 14. bis 16. Schwangerschaftswoche ab, sie kann bei manchen Frauen auch die ganze Schwangerschaft anhalten.
Hier hat sich die Akupunktur als besonders hilfreich und wirksam erwiesen, vor allem in Fällen in denen andere Therapien sich als unwirksam erwiesen haben.

In der Chinesischen Medizin wird schwangeren Frauen geraten, würzige, erwärmende, trocknende und  zerstreuende Nahrungsmittel zu vermeiden, stattdessen sollten befeuchtende, nährende und leicht verdauliche Speise gewählt werden.

Dienstag, 7. August 2012

Mit Senfölen wehren Brokkoli & Co Schädlinge ab.

Ein deutsch-dänisches Team präsentiert in „Nature“ neue pflanzenwissenschaftliche Erkenntnisse über Senföle – mit interessanten Perspektiven für die Agrarwirtschaft.

Pflanzen produzieren eine große Vielfalt an Stoffen, die vom Menschen oft sehr geschätzt werden, wie Koffein oder ätherische Öle. Viele Pflanzenstoffe sorgen beim Essen für besondere Geschmackserlebnisse, viele gelten als gesund. Das trifft auch auf die Senföle zu, die den Senf scharf machen und Kohlgewächsen ihr besonderes Aroma verleihen.

Senföle stehen im Ruf, Krebs verhindern zu können. Darauf gibt es verschiedene Hinweise. „Von Broccoli ist beispielweise bekannt, dass seine Inhaltsstoffe das Bakterium Helicobacter pylori abtöten, das Magengeschwüre und Krebs auslösen kann“, sagt Professor Rainer Hedrich, Pflanzenwissenschaftler an der Uni Würzburg.

Senföle als Schutz gegen Feinde

Natürlich synthetisieren Pflanzen solche besonderen Inhaltsstoffe nicht, um den Menschen zu schützen. Vielmehr halten sie sich damit selbst Mikroben und andere Feinde vom Leib. Oft setzen sie ihre chemischen Keulen nur im Notfall ein. Die stechend riechenden und scharf schmeckenden Senföle etwa entstehen erst, wenn die Pflanze zum Beispiel durch ein fressendes Insekt verletzt wird. Erst dann kommen Vorstufen der Senföle, die Glucosinolate, mit einem Enzym in Kontakt, das die Senföle freisetzt. Diesen Effekt kennt jeder, der schon einmal in ein Radieschen gebissen hat.

Hungrige Insekten haben es vor allem auf die nahrhaften Blätter und Samen abgesehen. Kein Wunder also, dass die Pflanze in diesen Teilen besonders große Mengen von Glucosinolaten anhäuft. Die Blätter können die Abwehrstoffe selber produzieren, die heranreifenden Samen aber nicht. „Sie müssen die Glucosinolate importieren, und das geht nicht ohne spezielle Transportproteine“ so Professor Dietmar Geiger, Pflanzenphysiologe an der Uni Würzburg.

Perspektiven für die Agrarwirtschaft

Bislang war über diese lebenswichtigen Transporter und ihre Gene fast nichts bekannt. Doch ein Forschungsteam aus Kopenhagen, Würzburg und Madrid hat sie jetzt identifiziert. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „Nature“ und damit sehr hochrangig veröffentlicht – denn sie könnten weitreichende Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft haben.


Quelle: idw-online

Dieselruss - nachgewiesen als Erreger von Lungenkrebs


Seit Juni 2012 ist es amtlich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Dieselruss als Erreger von Lungenkrebs ein. Artur Braun, Physiker an der Empa und Experte für Röntgenspektroskopie, hat massgeblich dazu beigetragen, Struktur und Zusammensetzung von Russpartikeln zu analysieren.
Feinstaub ist gefährlich – diese Erkenntnis ist nicht neu. Doch was macht am Feinstaub die Gefahr aus? Ist es nur der Dieselruss aus Motoren? Kommt die Gefahr auch vom holzgefeuerten Cheminée im Ferienhaus? Oder gar vom fettqualmenden Fritteusendunst aus dem Restaurant nebenan? Diese nahe liegenden Fragen waren lange Zeit eine rechte Knacknuss für die Wissenschaft. Wohl liess sich russiger Feinstaub in Filtern einsammeln und die chemischen Bestandteile wurden analysiert. Doch die Frage blieb: wo genau steckt die Gefahr? Sind es die Russpartikel selbst, die Menschen krank machen? Oder sind es Giftstoffe, die der Russ mit sich trägt – wie ein vollgesogener Schwamm?

Qualm ist nicht gleich Qualm

Das norwegische Gesundheitsministerium («Norwegian Institute of Public Health») wollte der Sache nachgehen und bat Artur Braun um Unterstützung. Vor seiner Zeit bei der Empa hatte der Forscher an der Universität von Kentucky gearbeitet und dort 2002 erstmals Russpartikel mit Hilfe von weicher Röntgenstrahlung an einem Synchrotron analysiert. Ergebnis: Dieselpartikel, die unter hohem Druck und grosser Hitze im Motor «geboren» wurden, besitzen ein Gerüst aus Graphit – das ist im Röntgenlicht deutlich zu sehen. Bei Russpartikeln aus Holzfeuern, die unter milden Atmosphärenbedingungen entstanden, fehlt dieses Graphit-Gerüst. Auch die chemischen funktionellen Gruppen unterschieden sich: Im Dieselruss fanden sich Carboxylgruppen, wie sie auch an Ameisensäure- und Essigsäuremolekülen vorkommen; im Holzrauch fand Braun Hydroxylgruppen wie an Methanol und Ethanol. Qualm ist also nicht gleich Qualm.

Getrennt analysieren, vereint bekämpfen

Die norwegischen Toxikologen gingen nun einen Schritt weiter und liessen die Russpartikel mit Hilfe von Lösungsmitteln von den anhaftenden chemischen Giftstoffen bei Brauns Kollegen an der «University of North Dakota» trennen. Dann analysierte Braun die Bestandteile einzeln im Röntgenlicht: erst die «nackten» Russpartikel, danach die Lösung mit den mutmasslich Krebs erregenden Giftstoffen, die zuvor am Russ gehaftet hatten. Wieder fand Braun verschiedene funktionelle Gruppen am Kohlenstoffgerüst und konnte sie mit den Befunden seiner früheren Forschungsarbeit vergleichen.

Zugleich testeten die Toxikologen, welche Wirkung die beiden Fraktionen der Russpartikel auf menschliche Lungenzellkulturen haben. Erstmals wurde also getrennt untersucht, was am Russ so gefährlich ist. Die Studie, die kürzlich im Fachblatt «Toxicology Letters» erschien, ist nach Meinung von Braun die erste, in der die Methode der Röntgenabsorptionsspektroskopie (NEXAFS) mit Methoden der toxikologischen Forschung kombiniert worden war.

Das Ergebnis der Studie fiel eindeutig aus: Die «nackten» Russpartikel lösten in Zellkulturen einen genetischen Entgiftungsmechanismus aus. Die Zellen waren also angegriffen worden. Aber auch die ausgewaschenen, vorher am Russ haftenden Stoffe zeigten Wirkung: Sie verursachten Entzündungsreaktionen in den Zellen und agierten zudem als Zellgift. Zeitgleich reagierte die Weltgesundheitsorganisation WHO. Mehrere neue Studien – so auch die von Braun und seinen Kollegen aus Norwegen und den USA – hatten auf die Krebs erregende Wirkung von Russ hingedeutet und die Mechanismen hinreichend erklärt.
Nun konnte nicht mehr, wie seit 1988, von wahrscheinlicher Krebsgefahr («probably carcinogenic to humans») gesprochen werden. Die Neu-Einstufung folgte am 12. Juni 2012. Dieselruss gilt jetzt als erwiesenermassen («based on sufficient evidence») Lungenkrebs erregend; eine gewisse Wahrscheinlichkeit deutet ausserdem darauf hin, dass Dieselruss ebenfalls das Risiko von Blasenkrebs erhöht.

Derzeit ist eine weitere Veröffentlichung zum Thema Feinstaub aus Holzverbrennung in Vorbereitung, zu der Braun ebenfalls entscheidende Beiträge geleistet hat. Die Zusammenarbeit der Disziplinen wird damit nicht enden. «Das medizinisch-wissenschaftliche Potenzial der Synchrotronmethoden für die Analyse der biologischen Wechselwirkung von Zellen mit pathogenen Substanzen ist bei weitem noch nicht ausgereizt», sagt Braun. 
Quelle: idw-online

Freitag, 3. August 2012

Nach Infekt zu früh wieder zum Sport: Gefährlich für das Herz

Deutsche Herzstiftung warnt vor Herzmuskelentzündung als Folge von Grippe oder vermeintlich banalen Infekten / Schonung ist geboten.

Die Olympischen Spiele in London sind für viele sicher ein willkommener Ansporn, Sport zu treiben und die eigenen Leistungsgrenzen auszuloten. Allerdings sollte man kerngesund sein. Gefährlich für das Herz kann es werden, wenn man sich krank oder noch geschwächt von einer Krankheit sportlich betätigt oder anderen körperlichen Belastungen aussetzt. Grund: Auch bei vermeintlich banalen Erkrankungen wie z. B. Grippe oder Magen-Darm-Infektionen kann auch der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen sein. Bei einer solchen Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die oft gar nicht bemerkt wird, ist körperliche Belastung Gift fürs Herz. Im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod, aber auch eine massive Herzschwäche kann die Folge sein. 

„Wer eine Grippe oder eine andere Infektion mit Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit hat, gehört ins Bett, denn es könnte der Herzmuskel beteiligt sein“, warnt deshalb Prof. Dr. med. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III/Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar. „Dies gilt auch für Infekte, bei denen kein oder nur geringes Fieber auftritt, wie das häufig bei älteren Patienten der Fall ist. Wer sich in dieser Phase körperlich belastet, riskiert sein Leben“. Prof. Böhm rät deshalb, mit Sport und anderen körperlichen Belastungen, im Beruf etwa, auf jeden Fall abzuwarten, bis alle Begleitsymptome wie z. B. Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber abgeklungen sind und man sich wieder wohlfühlt. 

Alarmsignale einer Herzmuskelentzündung
Bei einer Herzmuskelentzündung liegt ein schädigender Einfluss auf das Herz vor, auf den der Herzmuskel mit einer Entzündung reagiert. Häufigste Ursachen einer solchen Entzündung sind Infektionen durch Viren, z. B. bei einer Grippe oder Magen-Darm-Infektion. Auch andere Erreger und Erkrankungen kommen aber als Auslöser in Frage. Symptome einer Herzmuskelentzündung können sein: Abgeschlagenheit und allgemeine Schwäche, Herzrhythmusstörungen (z. B. Herzstolpern), Luftnot oder Schmerzen in der Brust, wie sie auch bei einem Herzinfarkt auftreten können. „Eine spezielle Gefahr geht von den Rhythmusstörungen aus, weil sie abrupt in Kammerflimmern übergehen können: Es kommt zum Herzstillstand, der zum Tod führt, wenn nicht sofort eine Reanimation erfolgt“, erklärt Prof. Böhm. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein einzelnes Symptom gibt, das spezifisch für eine Myokarditis ist: „Behandelnde Ärzte müssen immer das Gesamtbild berücksichtigen. Verdacht auf Herzmuskelentzündung besteht, wenn die genannten Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit einer viralen Infektion auftreten.“

Behandlung lindert Symptome / Drei Monate konsequente Schonung
Eine ursächliche Behandlung der Herzmuskelentzündung gibt es Prof. Böhm zufolge noch nicht. Die Therapie ist symptomatisch: sie lindert die Beschwerden durch körperliche Schonung. Daneben werden entzündungshemmende Medikamente gegen einen eventuell begleitenden Herzbeutelerguss und zur Linderung von Brustschmerzen eingesetzt, ACE-Hemmer und Betablocker gegen eine eventuell bestehende Herzschwäche.
Patienten mit einer Myokarditis sollten sich auf alle Fälle drei Monate konsequent schonen: viel Ruhe, keine körperliche Belastung, keinerlei Sport oder Ausdauertraining, wenn möglich Fahrstuhl statt Treppe. Dies gilt selbstverständlich auch für schwere körperliche Arbeit im Beruf. Sport ist erst wieder nach einer Karenzzeit von drei Monaten ab dem Zeitpunkt möglich, zu dem sich die Herzfunktion wieder komplett erholt hat.

Quelle: idw-online

Mittwoch, 1. August 2012

Früheste Symptome der Alzheimer-Erkrankung. Trend-Studie


Die vor drei Jahren gestartete TREND-Studie (Tübinger Erhebung von Risikofaktoren zur Erkennung von Neurodegeneration) der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen, der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen, des Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH) mit 1.100 Teilnehmern legt in zwei Publikationen erste Ergebnisse zu den frühesten Symptomen der Alzheimer-Erkrankung vor.
Die TREND-Studie hat sich zum Ziel gesetzt, Symptome der Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Zu dem Zweck werden seit 2009 mehr als 1.100 Personen im Alter von 50 bis 80 Jahren alle zwei Jahre nach modernsten Kriterien der Wissenschaft untersucht. Die Studie legt nun erste Ergebnisse zur Früherkennung der Alzheimer-Erkrankung vor. Prof. Daniela Berg, Leiterin der Studie, sieht darin einen wichtigen Meilenstein: „Dies sind die ersten Früchte und ein wichtiger Schritt für die Teilnehmer, für die Organisatoren, aber auch für die Wissenschaftler weltweit, die sich mit diesem Thema beschäftigen.“ Prof. Gerhard Eschweiler, der Initiator der Studie in der Psychiatrie, ergänzt: "Diese einzigartige Früherkennungsstudie schlägt auch eine Brücke zwischen der klinischen Forschung in Neurologie und Psychiatrie.“

Publikation 1: Autoantikörper gegen Alzheimer-assoziiertes Protein bei Depressiven vermindert

Eine Depression erhöht das Risiko an der Alzheimer-Demenz zu erkranken, um das Zwei- bis Dreifache. Die Tübinger Wissenschaftler fanden heraus, dass bei depressiven Menschen die Menge der Antikörper gegen Amyloid-beta1-42, einem Protein, das eng mit der Alzheimer-Erkrankung assoziiert ist, im Blut reduziert ist.
Das Immunsystem verteidigt unseren Körper gegen Stoffe und Organismen, die von außen kommen, zum Beispiel gegen Bakterien und Viren. Es hat aber auch die Möglichkeit, Stoffe, die vom eigenen Körper produziert werden und möglicherweise nicht mehr nützlich sind, zu entfernen. Diesen Teil des Immunsystems bezeichnen wir als das Autoimmunsystem. Wir kennen dieses Autoimmunsystem vor allem durch rheumatische Erkrankungen, die durch ein überaktives Autoimmunsystem bedingt sind.
Forschungsergebnisse aus den letzten Jahren legen nahe, dass bei Alzheimer-Patienten dieses Autoimmunsystem geschwächt sein könnte, und diese Personen erniedrigte Mengen von spezifischen Autoantikörpern haben. Das kann zumindest zum Teil erklären, warum vermehrt körpereigene Abfallstoffe, sogenanntes Amyloid-beta, nicht vom Gehirn entfernt werden können und sich dann in Form von „Plaques“ ablagern.

Genau dies zeigt nun auch die vorliegende Studie, die, so PD Dr. Walter Maetzler, Leiter der Tübinger Biobank und Erstautor dieser Veröffentlichung, darauf hindeutet, dass das erhöhte Risiko depressiver Menschen an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken über eine spezifische Veränderung des Autoimmunsystems (mit)bedingt sein könnte.

Publikation 2: Gehirn gleicht Alterungsprozesse aus

Eine Einschränkung der Wortfindung gehört zu den frühesten Symptomen der Alzheimer-Demenz.
Mit der funktionellen Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS), einer Methode zur optischen Messung von Hirnaktivität, konnte das Forscherteam der TREND-Studie eine Änderung unterschiedlicher Hirnprozesse mit steigendem Alter belegen. Bei der Suche nach Wörtern senkte das Alter der Versuchsteilnehmer die Aktivität in Bereichen der Sprachzentren, wohingegen die Aktivität in Bereichen der Aufmerksamkeits- und Handlungssteuerung zunahm. Interessanterweise war ein höherer Bildungsstand mit einer erhöhten Aktivität der Sprachzentren und tendenziell mit geringer Aktivität in den Arealen der Aufmerksamkeits- und Handlungssteuerung verbunden. Laut Prof. Andreas Fallgatter, dem Letztautor der Studie, spricht dies dafür, „dass das Gehirn mit dem Alter Kompensationsstrategien nutzt, um geistige Fähigkeiten auf hohem Niveau zu erhalten“. Die frühzeitige Erkennung von derartigen Kompensationsstrategien könnte eine Möglichkeit zur Früherkennung der Alzheimer-Demenz darstellen. 
Quelle: idw-online

Ergotherapeuten - die wertvollen Helfer im Alltag.


Was genau macht eigentlich ein Ergotherapeut? Was unterscheidet ihn von einem Physiotherapeuten, Pfleger oder Sozialassistenten? Die Arbeit von Ergotherapeuten wirft noch immer viele Fragen auf. Vielleicht einer der Gründe, warum die Arbeit dieser wertvollen Helfer im Alltag vieler Menschen mit psychischen, physischen und sozialen Beeinträchtigungenbis heute unterschätzt wird.
Bestmögliche Versorgung und Lebensqualität
Ergotherapeuten behandeln Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und Defiziten, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder davon bedroht sind. Diese psychischen, physischen und sozialen Beeinträchtigungen können infolge von Krankheiten, Unfällen oder Entwicklungsstörungen auftreten. Beispielsweise ADHS, Schlaganfall, Parkinson, Dyskalkulie, Alzheimer, Konzentrationsstörungen, Koordinationsstörungen oder Autismus.
Die bedeutende Aufgabe der Ergotherapeuten besteht darin, diesen Menschen eine bestmögliche Versorgung und ein größtmögliches Maß an Lebensqualität und Aktivität zu ermöglichen. In enger Zusammenarbeit mit Fachärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Logopäden und anderen Disziplinen im Gesundheitsbereich unterstützen und begleiten sie Menschen jeden Alters bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und Handelns.

Aufgaben der Ergotherapeuten
Die Aufgaben von Ergotherapeuten sind vielfältig und orientieren sich immer am individuellen Bedarf der zu unterstützenden Person. Die Beobachtung und Wahrnehmung des Patienten und die Ableitung aktivierender, handlungsbezogener und fördernder Maßnahmen stellt eine wichtige Aufgabe dar. Ergotherapeuten unterstützen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und der Einübung beziehungsweise dem Wiedererlernen von Bewegungsabläufen (z.B. Anziehtraining). Sie fördern die individuellen Wahrnehmungsfähigkeiten und fördern mit verschiedenen Aktivitäten und Medien (Ton, Holz, Peddigrohr, Filz, Seide und andere.) die Eigenmotivation der Patienten.
Die Konzeption von Wohnraumanpassungen für körperlich beeinträchtigte Menschen, Beratung von Angehörigen (z.B. bei Schlaganfallpatienten), Herstellung von Hilfsmitteln für den Alltag sowie Aufklärung und Beratung zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge und zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt gehören ebenso zu den Aufgaben von Ergotherapeuten.
Quelle: http://idw-online.de/de/news490480