Donnerstag, 30. August 2012

Schon leichter seelischer Stress kann das Leben verkürzen.


Seelische Nöte gefährden die Gesundheit weit stärker als bisher bekannt. Selbst mäßige Probleme, die noch keiner Krankheit entsprechen, steigern das Sterberisiko deutlich um 20 Prozent, wie eine große britische Studie zeigt. Demnach schlagen Angst, Unzufriedenheit oder Schwermut auf Dauer auf das Herz-Kreislauf-System. Dass bereits leichte seelische Probleme die körperliche Gesundheit in Mitleidenschaft ziehen, so die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), belegen nun erstmals Daten einer Übersichtsstudie. Die DGPM rät daher, auch leichte Symptome von psychischem Stress ernst zu nehmen und auf das eigene seelische Wohl zu achten.
Dass psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen die Gefahr von Herzproblemen und anderen Erkrankungen deutlich steigern, wissen Ärzte seit Jahren. Ob und in welchem Maße aber auch leichtere seelische Probleme auf die körperliche Gesundheit schlagen, war bislang wenig erforscht. Um dies zu klären, analysierten Mediziner um Tom Russ vom Murray Royal Hospital im schottischen Perth zehn Studien mit insgesamt über 68 000 Teilnehmern im Alter ab 35 Jahren. Bei allen Personen, die zu Beginn der jeweiligen Studie weitgehend gesund waren, wurde das seelische Befinden untersucht.

Im Laufe der folgenden acht Jahre starben rund 8400 Teilnehmer. Die Analyse der Daten zeigt, dass schon mäßig ausgeprägte seelische Probleme mit einem erhöhten Sterberisiko einhergingen. Und die Gefahr stieg mit zunehmender psychischer Last: Unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, Alter, Geschlecht, Alkohol- und Tabakgenuss der Studienteilnehmer steigerte bereits eine mäßige Belastung das Sterberisiko um etwa 20 Prozent. Die Gefahr, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, war hier sogar um 29 Prozent erhöht, wie die Forscher im „British Medical Journal“ berichten. Auf die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, wirkten sich mäßige Probleme dagegen nicht aus. Bei stark gestressten krebskranken Menschen war dieses Risiko allerdings um 41 Prozent gesteigert.

Die Forscher erklären die erhöhte Sterberate mit verschiedenen Mechanismen. So könne sich seelischer Stress direkt auf die Herztätigkeit auswirken und selbst bei scheinbar gesunden Menschen einen Infarkt begünstigen. Zudem stimuliere eine solche Belastung die Bildung entzündungsfördernder Stoffe wie etwa C-reaktives Protein (CRP), Interleukin-6 (IL 6) oder Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α). Dass akuter Stress auch die Methylierung der Erbsubstanz und damit die Aktivität von Genen beeinflusst, konnten Forscher kürzlich im Fachblatt „Translational Psychiatry” nachweisen. Ferner beeinflussen psychische Probleme auch die Lebensführung, etwa wenn Betroffene rauchen, viel Alkohol trinken oder sich wenig bewegen.
Quelle: idw-online

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